Was Lehrkräfte tun können

Was Lehrkräfte für die psychosoziale Gesundheit von Schülerinnen und Schülern tun können

Lehrkräfte können im Unterricht und am Schulstandort viel tun, um die psychosoziale Gesundheit von Schülerinnen und Schülern zu stärken. Schule ist auch ein Ort der Begegnung und des sozialen Lernens. Die Qualität der Beziehungen zwischen allen an der Schule Beteiligten spielt eine große Rolle, ob Heranwachsende Schule als stärkenden Lern- und Sozialraum oder eher als einen mit Stress und Angst besetzten Raum erleben. Die kontinuierlichen Rückmeldungen, die Schülerinnen und Schülern von Lehrkräften erhalten, prägen wesentlich das Selbstbild und die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen der Heranwachsenden mit.

Wichtig für die Heranwachsenden ist, dass die Beziehung zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern als eine vertrauensvolle, sich gegenseitig anerkennende und respektvolle Beziehung erlebt wird. Heranwachsende brauchen sichere Bindungserfahrungen, die ihnen Orientierung, Halt und Vertrauen ins Leben vermitteln. Sie benötigen kontinuierlich konstruktive Rückmeldungen von Erwachsenen vor allem zu ihrer Person, aber auch zu (Entwicklungs-)Potentialen, Stärken und natürlich zur eigenen Leistung. Als Lehrkraft können Sie insofern die psychosoziale Gesundheit unterstützen, als Sie die nachfolgend aufgezeigten Aspekte im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern besonders berücksichtigen.

  • Stärken Sie den Selbstwert der Schülerinnen und Schülern durch Anerkennung der Person und ihrer Leistungen, aber auch durch klare Rückmeldungen zu Stärken und zu Noch-zu-Lernendem! Der Selbstwert und das Erleben von Selbstwirksamkeit hängen eng zusammen; das Selbstbild eines Menschen resultiert aus den jeweiligen Bindungserfahrungen und impliziten sowie expliziten Rückmeldungen, die wir im Laufe des Lebens erhalten.
     
  • Stärken Sie die Persönlichkeit der Schüler/innen, indem Sie altersgemäß Verantwortlichkeiten für Aufgaben und Dinge übertragen. Machen Sie älteren Schülerinnen und Schülern bewusst, wo sie selbst Verantwortung übernehmen müssen und in welchen Bereichen sie mit Unterstützung durch Erwachsene rechnen können.
     
  • Nehmen Sie realistische Zuschreibungen vor, was die Leistungsfähigkeiten und den psychosozialen Entwicklungsstand der Heranwachsenden anbelangt – über-und unterfordern Sie nicht und berücksichtigen Sie auch „normale“ Entwicklungskrisen wie sie z.B. die Pubertät darstellt.
     
  • Helfen Sie Heranwachsenden, für sich erreichbare Ziele zu setzen und vermitteln Sie das Gefühl, dass das Kind bzw. der/die Jugendliche dafür seine Fähigkeiten sukzessive aufbaut und auch Unterstützung erfährt.
     
  • Ermöglichen Sie das gemeinsame Reflektieren über Ursachenzuschreibungen von Erfolg und Misserfolg bei schulischen Leistungen (Mädchen neigen bei schulischen Erfolg eher dazu, es dem Glück als der eigenen Leistungsfähigkeit zuzuschreiben). Lassen Sie Heranwachsende mit zurückgehenden Leistungen nicht alleine, sondern fragen Sie nach, worauf diese zurückzuführen sind.
  • Fördern Sie die soziale Eingebundenheit vor allem von Schülerinnen und Schülern, die besonders ruhig oder sozial zurückgezogen wirken. Mädchen neigen oft zu „internalisierenden“ Verhaltensweisen wie sozialen Rückzug, Ängstlichkeit oder auch Schlafproblemen. Burschen hingegen zeigen öfter „externalisierendes“ Verhalten wie Aggression oder Gewaltbereitschaft. Beide können als ungesunde Coping-Strategien angesehen werden. Beobachten Sie daher gerade in gesellschaftlichen Krisensituationen solche veränderten Verhaltensweisen und verweisen Sie an beratende Stellen weiter.
     
  • Stärken Sie auch jene Kinder und Jugendliche, die ohnehin Beeinträchtigungen in irgendeiner Form haben – fördern Sie deren Eingebunden-Sein in die Klasse.
     
  • Sprechen Sie Emotionen und soziale Konflikte in der Klasse gezielt an. Fördern Sie die Fähigkeit, Befinden und Emotionen adäquat und sozial angemessen auszudrücken. Thematisieren Sie auch schwierige Themen wie (Cyber-)Mobbing und tolerieren sie asoziales Verhalten in der Klasse keinesfalls.
     
  • Helfen Sie durch Vorbildwirkung, die Fähigkeit zu erwerben, auch unangenehme Dinge oder Frustrationen auszuhalten. Auch Widersprüche und anhaltend frustrierende Situationen müssen, wenn man selbst keinen Zugriff auf deren Veränderung hat, entsprechend ausgehalten werden.
     
  • Fördern Sie die Fähigkeit von Heranwachsenden, sich selbst und eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und sozial angemessen auszudrücken.
  • Zeigen Sie jungen Menschen, wie sie für sich selbst Sorge tragen können, also wie sie Dinge tun können, die ihr Wohlbefinden fördern und die Freude machen. Dazu gehören u.a. das Pflegen von Freundschaften, das (gemeinsame) Kreativ- Sein, Kraft in der Natur zu tanken, Beziehungen zu Tieren zu pflegen, dem eigenen Körper etwas Gutes zu tun, aber auch eine ausgewogene Balance zwischen Anstrengung/Leistung und Entspannung für sich zu finden.
     
  • Erarbeiten Sie mit Kindern und Jugendlichen einfache Stressbewältigungstechniken wie z.B. Atemtechniken, ermuntern Sie Schüler/innen, sich selbst zu beobachten und Strategien zu entwickeln, wie z.B. mit Leistungsdruck oder sozialem Stress umgehen können. Erzählen Sie vielleicht von eigenen Techniken zum Umgang mit Stress, die bei Ihnen gut wirken.
     
  • Unterstützen Sie Ihre Schülerinnen und Schülern auch im Finden einer guten Balance zwischen virtuellen Welten und realer, physischer Welt. Thematisieren Sie (negative) Erfahrungen in sozialen Medien und helfen Sie den Jugendlichen, sich in einer digitalen Welt gut zurecht zu finden.
     
  • Fördern Sie Autonomie und Selbstwirksamkeit durch Zutrauen in Fähigkeiten, die erst in Entwicklung begriffen sind. Sehen Sie stets den sich entwickelnden Menschen vor sich, den Sie als Lehrkraft in der Entwicklung unterstützen.
     
  • Lassen Sie die Jugendlichen immer wieder reflektieren, was sie bereits gut können und wo sie schon überall Herausforderungen gemeistert und Probleme bewältigt haben. Bringen Sie den Heranwachsenden bei, die eigene innere Kraft zu sehen und weiter zu entwickeln!
     
  • Helfen Sie jungen Menschen, einen Sinn und Zusammenhänge hinter schwierigen Situationen und Krisen zu entdecken – denn jede Krise kann auch als verkleidete Chance gesehen werden.

Geben Sie Kindern und Jugendlichen auch das Gefühl, dass sie in schwierigen Situationen oder Krisen nicht alleine sind und entsprechende Unterstützung durch schulische und außerschulische Beratungsstellen erhalten.

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